Die verstopfte Suchmaschine – Warum Google uns nicht mehr findet
Gesponserte Ergebnisse, KI-Konkurrenz und ein Milliardenverlust: Der Suchmaschinenriese Google steht vor einer Zeitenwende
Wer heute eine einfache Google-Suche startet, wird kaum mehr auf einen neutralen Informationsfluss stoßen. Zwischen den „Top-Ergebnissen“ versteckt sich oft bezahlte Werbung, sogenannter „gesponserter Content“ oder Inhalte großer Portale, die Suchmaschinenoptimierung perfektioniert haben – auf Kosten der echten Informationsqualität. Was früher ein Fenster zur Welt war, erscheint heute wie ein mit Plakaten zugeklebtes Schaufenster.
Der jüngste Kurssturz der Google-Mutter Alphabet – ausgelöst durch die Aussage eines Apple-Managers vor Gericht – ist mehr als eine Börsennachricht. Er ist ein Symptom. Eddy Cue, bei Apple verantwortlich für das Dienstleistungsgeschäft, sagte nüchtern, man plane, in Safari künftig KI-basierte Suchalternativen zu Google anzubieten. Wenige Worte – 150 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung verpufft.
Damit gerät Googles lange unangefochtenes Geschäftsmodell ins Wanken: Die klassische Suche, finanziert durch Anzeigen rund um die Ergebnisse, droht ihren Wert zu verlieren – ausgerechnet weil Nutzer beginnen, nicht mehr zu suchen, sondern intelligente Systeme direkt zu befragen. ChatGPT, Perplexity, Gemini oder Claude liefern Zusammenfassungen, Deutungen, ja sogar Entscheidungen. Was früher zehn Links waren, ist heute eine Antwort.
Besonders Gemini, Googles Antwort auf ChatGPT, setzt dabei fast ausschließlich auf gesprochene Sprache als Benutzeroberfläche. Das wirkt futuristisch, ist aber in Wahrheit ein Rückschritt: Denn Sprache verführt zur Oberflächlichkeit. Was nicht geschrieben wird, ist schwer überprüfbar. Ohne durchdachte Prompt-Architektur verkommt die Interaktion zur Rhetorik statt Logik.
Wenn KI nur noch redet, aber nicht mehr denkt, dann wird sie anfällig für Fehlinterpretationen, Suggestionen – und für all das, was wir eigentlich überwinden wollten. Die Verwässerung des Denkens durch sprachliche Showeffekte erinnert fatal an die Mechanismen autoritärer Vereinfacher wie Trump oder Musk, die Sprache zur Waffe machen, aber nicht zur Präzision.
Die US-Regierung streitet derweil in einem Wettbewerbsklageverfahren mit Google über fragwürdige Exklusivdeals mit Apple und Mozilla, die Googles Vormachtstellung absichern sollten. Milliarden flossen, damit der Google-Suchschlitz die Startseite bleibt. Doch diese Vormacht bröckelt – technologisch wie gesellschaftlich.
Wenn Nutzer das Gefühl haben, Google liefert nur noch Werbung, dann ist das nicht nur ein subjektives Empfinden. Es ist der Keim eines Umdenkens. Die einstige Allwissenheit des kalifornischen Konzerns wird von einer KI-getriebenen Direktinformation infrage gestellt.
Vielleicht ist es an der Zeit, das Monopol der einen Suchmaschine zu überdenken – und auch unsere eigene digitale Bequemlichkeit. Denn echte Erkenntnis beginnt oft dort, wo nicht nur gefragt, sondern präzise formuliert wird.