Unternehmensinsolvenzen in Europa und den USA 2024

Höchster Stand seit einem Jahrzehnt

Insolvenzentwicklung in Westeuropa

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Europa ist im Jahr 2024 auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Eine aktuelle Analyse der Creditreform Wirtschaftsforschung zeigt: In Westeuropa erhöhten sich die Insolvenzen um 12,2 Prozent auf insgesamt 190.449 Fälle (Vorjahr: 169.792). Damit liegt das Niveau deutlich über dem Vor-Corona-Jahr 2019 – und der Aufwärtstrend scheint ungebrochen.

Stagnation und schwache Konjunktur als Hauptursachen

„Drei Jahre wirtschaftliche Flaute haben nicht nur Deutschland im Griff. Ganz Europa leidet unter einer schwachen konjunkturellen Entwicklung und wachsendem Wettbewerb“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung in Neuss. Die Unternehmensinsolvenzen seien keine reine Nachholeffekte aus der Coronazeit, sondern Ausdruck struktureller Schwächen.

Seit dem Tiefpunkt 2021 sind die Firmenpleiten in Westeuropa um fast 70 Prozent gestiegen. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die oft nur über geringe finanzielle Rücklagen verfügen. Belastungsfaktoren wie hohe Zinsen, steigende Energiepreise, geopolitische Unsicherheiten und sinkende Nachfrage verschärfen die Situation.

Veraenderungen-bei-den-Insolvenzen-Westeuropa-Fast alle Länder betroffen – Deutschland mit plus 22,5 Prozent

In 15 von 17 untersuchten Ländern Westeuropas stiegen die Insolvenzen. Den stärksten Anstieg verzeichneten:

  • Griechenland: +42,5 %
  • Irland: +32,0 %
  • Niederlande: +31,7 %
  • Deutschland: +22,5 %
  • Frankreich: +17,4 %
  • Italien: +8,9 %

Nur in Dänemark und Großbritannien sanken die Zahlen leicht. In nahezu allen Ländern liegen die Fallzahlen inzwischen klar über dem Niveau von 2019.

Strukturelle Versäumnisse und keine Erholung

Mit dem Auslaufen pandemiebedingter Sonderregelungen war ein Anstieg zu erwarten. Dass die Fallzahlen nun aber über dem Vorkrisenniveau liegen, hängt laut Hantzsch auch mit strukturellen Versäumnissen zusammen: „Die Unternehmen hatten kaum Gelegenheit, sich zu erholen oder weiterzuentwickeln.“

Wirtschaftsbereiche-Mittel-und-Osteuropa-EUBaugewerbe besonders stark betroffen

Mit einem Anstieg von 15,4 Prozent traf es 2024 das Baugewerbe besonders hart. Hohe Bau- und Finanzierungskosten sowie ein Nachfragerückgang belasteten die Branche erheblich. Nahezu jede fünfte Insolvenz in Westeuropa entfällt inzwischen auf den Bausektor.

Weitere Branchen mit hohem Insolvenzanstieg:

  • Dienstleistungssektor: +14,2 %
  • Verarbeitendes Gewerbe: +9,3 %
  • Handel: +8,1 %

Im Handel zeigt sich eine leichte Konsolidierung: Der Anteil an allen Insolvenzen sank auf 30,0 %.

Wirtschaftsbereiche-Mittel-und-Osteuropa-EUEntwicklung in Mittel- und Osteuropa

Auch in Mittel- und Osteuropa stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen – vor allem in Polen, Lettland, Slowenien, Litauen und Estland. Ein starker Rückgang in Ungarn verzerrte jedoch das Gesamtbild: Insgesamt wurden 39.681 Fälle registriert, deutlich weniger als im Vorjahr (64.917).

In der Türkei stieg die Zahl der Insolvenzen um 20,9 Prozent auf 32.591 – bereits der sechste Anstieg in Folge. Besonders der Handel war hier betroffen.

USA: Anstieg, aber unter Vorkrisenniveau

Auch in den USA stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen – um 16,6 Prozent auf 30.009 Fälle. Trotz moderaten Wachstums wirken hohe Zinsen und sinkender Konsum belastend. Das Vorkrisenniveau (jeweils rund 40.000 Fälle in 2018 und 2019) wurde jedoch nicht erreicht.

Fazit: Stabilität im Mittelstand gefährdet

Der Anstieg der Insolvenzen in Europa und den USA zeigt: Der Mittelstand steht unter hohem Druck. Strukturprobleme, geopolitische Spannungen und volatile Märkte fordern robuste Strategien. Für viele KMU ist jetzt der Zeitpunkt, Geschäftsmodelle zu überdenken, Digitalisierung voranzutreiben und Finanzpuffer zu stärken.

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