Ausfallraten steigen weiter

Creditreform Rating erwartet 2025 höchsten Stand seit Finanzkrise
Berlin, Juni 2025 – Die wirtschaftlichen Turbulenzen in Deutschland zeigen sich deutlich in den jüngsten Zahlen von Creditreform Rating. Wie aus der aktuellen Default Study 2025 hervorgeht, verzeichnete die Ratingagentur bereits 2024 mit einer Ausfallrate von 1,78 % den höchsten Wert seit über einem Jahrzehnt. Für das Jahr 2025 wird ein weiterer Anstieg auf 2,04 % erwartet – ein Niveau, das zuletzt während der globalen Finanzkrise 2008/09 erreicht wurde.
Wirtschaftliche Unsicherheit belastet den Mittelstand
Hauptursache für diese Entwicklung ist die anhaltend fragile Lage der deutschen Wirtschaft. Laut Dr. Benjamin Mohr, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform Rating, wirken mehrere Faktoren zusammen: eine schwache Investitionsbereitschaft, strukturelle Probleme im Industriesektor sowie außenwirtschaftliche Belastungen – unter anderem durch US-Zölle. All dies führe zu einer anhaltend hohen wirtschaftlichen Unsicherheit und erschwere besonders kleineren Unternehmen das Überleben im Markt.
Kleine und junge Unternehmen besonders betroffen
Vor allem kleinere Betriebe mit einem Umsatz zwischen 500.000 und 2 Mio. Euro sind überdurchschnittlich oft von Ausfällen betroffen. Die Ausfallrate in diesem Segment liegt mittlerweile bei 1,95 %. Deutlich robuster präsentieren sich Großunternehmen mit einem Umsatz von über 250 Mio. Euro, deren Ausfallquote bei nur 0,40 % liegt. Auch das Alter eines Unternehmens spielt eine Rolle: Bei jungen Firmen (2–5 Jahre alt) liegt die Ausfallrate bei 3,66 %, bei etablierten Unternehmen (>10 Jahre) lediglich bei 1,03 %.
Branchenvergleich: Logistik und Bau besonders risikobehaftet
Ein Blick auf die Branchen zeigt ein differenziertes Bild. Besonders hohe Ausfallraten verzeichnen:
- Verkehr und Logistik: 3,37 %
- Baugewerbe: 2,30 %
- Konsumnahe Dienstleistungen: 1,94 %
Am unteren Ende der Skala stehen Grundstoffindustrien. Die Spreizung zwischen den Branchen hat sich laut Creditreform Rating seit der Corona-Pandemie deutlich verstärkt. Die Gründe reichen von konjunktureller Schwäche bis zu branchenspezifischen Transformationsprozessen.
Regionale Unterschiede: Berlin mit Spitzenwert
Auch regional gibt es deutliche Unterschiede. Berlin führt mit einer Ausfallrate von 2,94 %, gefolgt von Bremen (2,25 %) und Hamburg (2,11 %). Am niedrigsten ist der Wert in Thüringen mit nur 1,20 %. Auf Kreisebene reicht die Spannbreite von 4,39 % in Offenbach bis zu 0,56 % im thüringischen Eichsfeld.
Keine Trendwende in Sicht
Für 2025 erwartet Creditreform keine Entspannung. „Die deutsche Wirtschaft steht vor tiefgreifenden Umbrüchen – von der Digitalisierung über die Dekarbonisierung bis hin zu geopolitischen Unsicherheiten“, betont Dr. Mohr. Auch rückläufige Inflationsraten oder eine Stabilisierung der Zinsen reichen bislang nicht aus, um die Unternehmensrisiken merklich zu senken.
Fazit: Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, müssen sich weiterhin auf ein anspruchsvolles Marktumfeld einstellen. Strategische Risikovorsorge und ein solides Finanzmanagement werden 2025 wichtiger denn je.
Text: JMO,
Grifiken: Creditreform