Deutsche fordern Transparenzoffensive des Verteidigungssektors
Um zur Schlüsselindustrie zu werden, muss die Branche eine Kommunikationswende vollziehen
Wiesbaden, 23. Mai 2025 –Die sicherheitspolitische Neuausrichtung in Deutschland findet in der Bevölkerung Rückhalt – jedoch gekoppelt mit dem Wunsch nach Transparenz. Eine neue Civey-Umfrage im Auftrag der Kommunikationsberatung Fink & Fuchs AG zeigt: 80,9 Prozent der Bürger:innen wollen genau wissen, wie die geplanten Investitionen in Verteidigung verwendet werden.
Zwei Drittel (68,7 %) wünschen sich Informationen darüber, welche Unternehmen besonders von den Ausgaben profitieren. Die Zustimmung zu höheren Verteidigungsausgaben ist vorhanden – sie ist jedoch an Aufklärung und Einblick in Entscheidungsprozesse gebunden.
Milliardeninvestitionen brauchen Vertrauen
Mit den Milliardeninvestitionen der Bundesregierung zeichnet sich ein sicherheitspolitischer Kurswechsel ab: 38,5 Prozent bewerten Verteidigungsausgaben heute positiver als noch vor einem Jahr. Doch Zustimmung allein genügt nicht – Transparenz ist entscheidend.
Die Befragten bevorzugen dabei eindeutig europäische Anbieter: 56,4 % wünschen sich deutsche und 27,1 % europäische Auftragnehmer. Nur 2,4 % befürworten die Vergabe an US-Unternehmen.
„Wir erleben einen historischen sicherheitspolitischen Umbruch, der in der Bevölkerung Rückhalt findet. Dieser kann jedoch nur gelingen, wenn er kommunikativ begleitet wird. Jetzt ist der Moment für eine Kommunikationswende, insbesondere für Unternehmen der Defense-Tech-Branche.“
Kommunikationsdefizit als Risiko für Akzeptanz
Ohne transparente Darstellung der Mittelverwendung droht langfristig wieder Ablehnung. Die Vergangenheit war von Skepsis gegenüber der Bundeswehr geprägt – der Krieg in der Ukraine und geopolitische Unsicherheiten wie die Rückkehr Trumps verändern jedoch die Haltung.
Die Verteidigungsbranche war bisher nicht gewohnt, offen zu kommunizieren. Dieses Defizit an Breitenkommunikation muss überwunden werden, um nachhaltiges Vertrauen zu schaffen.
Chancen für eine neue Kommunikationskultur
Der Wandel bietet strategische Chancen für die Branche:
- Vertrauen und Transparenz: Durch kontinuierliche Kommunikation das Vertrauen in Unternehmen stärken.
- Reputation verbessern: Rüstungs- und Sicherheitsunternehmen können ihre gesellschaftliche Rolle neu definieren.
- Technologien erklären: Dual-Use-Komponenten und Schlüsseltechnologien verständlich machen.
- Fachkräfte gewinnen: Durch Employer Branding gezielt Talente aus anderen Branchen ansprechen.
- Führung zeigen: C-Level-Kommunikation als zentrale Führungsaufgabe ausbauen.
Verteidigungssouveränität braucht Akzeptanz
Der Weg zu einer eigenständigen europäischen Sicherheitsarchitektur führt über Aufklärung und Beteiligung. Die Bürger:innen fordern das – und nur so lassen sich Populismus, Desinformation und Polarisierung wirksam eindämmen.
Denn: 20 Prozent bewerten Verteidigungsausgaben heute negativer als noch vor einem Jahr. Hier entsteht ein Risiko – und eine kommunikative Verantwortung.