USA-EU-Zollabkommen: DMB warnt vor wirtschaftlicher Erpressbarkeit Europas

 

„Nur eine Atempause“: DMB übt deutliche Kritik

Düsseldorf, Juli 2025 – Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB), bewertet die jüngste Zollvereinbarung zwischen den USA und der EU als wenig überzeugend. Zwar verschaffe das Abkommen dem Mittelstand kurzfristig etwas mehr Planungssicherheit – ein echter Erfolg sei es jedoch nicht. Vielmehr offenbare der Deal die geopolitische Schwäche Europas im transatlantischen Handel.

Mehr Bürokratie, höhere Kosten, sinkende Wettbewerbsfähigkeit

Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland seien laut DMB besonders betroffen: Zusätzliche Zölle und neue bürokratische Hürden erschwerten Lieferketten, verteuerten Exporte und gefährdeten die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.

Geopolitik auf dem Rücken des Mittelstands

Besonders kritisch sieht Tenbieg die strategische Komponente: Die USA nutzten Zölle zunehmend als machtpolitisches Instrument zur Haushaltsfinanzierung. Die EU hingegen reagiere aus seiner Sicht zu schwach und zu kompromissbereit. Europäische Unternehmen trügen die Hauptlast, während zentrale Streitpunkte wie die Digitalregulierung, eine KI-Rahmenordnung oder die Dienstleistungssteuer lediglich vertagt worden seien.

Europa muss unabhängiger werden – wirtschaftlich wie militärisch

Der DMB fordert eine deutlich selbstbewusstere europäische Handelsstrategie. Neben der zügigen Ratifizierung von Abkommen wie Mercosur brauche es neue Partnerschaften – etwa mit Indien, Indonesien und Australien. Zudem dürfe wirtschaftliche Unabhängigkeit nicht länger von sicherheitspolitischer Abhängigkeit überschattet werden: Solange Europa auf US-Militärschutz baue, bleibe es auch ökonomisch erpressbar.

Fazit: Keine Entwarnung für den Mittelstand

Das aktuelle Zollabkommen schafft bestenfalls eine kurzfristige Entspannung, so der DMB. Eine echte Perspektive für den europäischen Mittelstand könne nur durch eine strategisch starke, digital vernetzte und geopolitisch souveräne EU entstehen. Die Zeit des Reagierens müsse enden – Europa müsse beginnen, wieder zu agieren.

Quelle: Stellungnahme DMB / Redaktion Mittelstandsjournal