Digitale Selbstbestimmung

Digitale Selbstbestimmung – Warum wir Big Tech Grenzen setzen müssen

Im Netz der Mächtigen: Wie wir unsere digitale Freiheit zurückgewinnen

Es gibt Entscheidungen, die nicht aus Trotz, sondern aus einer stillen Form der Selbstachtung entstehen. Eine davon habe ich getroffen: Ich verzichte bewusst auf soziale Medien – und künftig auch auf Google als Suchmaschine. Nicht aus Technikfeindlichkeit, sondern aus dem Bedürfnis nach digitaler Hygiene – nach einem klareren, saubereren Verhältnis zur Informationswelt, in der ich lebe.

Von der Vernetzung zur Verrohung

Was einst als „sozial“ begann, ist heute vielfach zur Kloake der Kommunikation verkommen. Empörung ersetzt Argument, Aufmerksamkeit schlägt Wahrheit. Die Dynamik sozialer Netzwerke belohnt den Lautesten, nicht den Klügsten – und schafft ein Klima aus Aggression, Vereinfachung und Narzissmus. Ich meide diese Räume nicht aus Angst, sondern aus Selbstschutz: Wer sich entzieht, bewahrt Ruhe und Urteilskraft.

Journalismus statt Algorithmus

Statt mich durch algorithmische Ströme treiben zu lassen, vertraue ich auf seriösen Journalismus – auf Redaktionen, die Verantwortung für Wahrheit tragen. Der Spiegel, NZZ, Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel: Orte der Aufklärung statt der Manipulation. Dieser Rückgriff ist fast Widerstand – ein Bekenntnis zu einer Öffentlichkeit, die bildet statt lenkt.

Google: Vom Tor zur Welt zum Torwächter

Google ordnet Sichtbarkeit heute nach ökonomischer Logik. Der Algorithmus entscheidet, was erscheint – und was verschwindet. Mit „AI Overviews“ und der Integration eigener Inhalte wird der Vermittler zum Gatekeeper. Mein Abschied von Google ist folgerichtig: Datenschutzfreundliche Alternativen wie Startpage, DuckDuckGo oder MetaGer geben ein Stück Selbstbestimmung zurück. Werkzeuge für den Raum (etwa Karten) trenne ich bewusst von Meinungsmaschinen.

KI: Werkzeug – oder Wiederholung der Fehler?

Künstliche Intelligenz kann Wissen demokratisieren und Komplexität zugänglich machen – wenn sie fair entwickelt wird. Die Gefahr: Einbau in Plattformökonomien als neues Instrument der Datenabschöpfung. Fortschritt bleibt KI nur, wenn sie gerecht verteilt, transparent reguliert und demokratisch kontrolliert wird.

Digitale Selbstbestimmung ist Bürgerpflicht

Digitale Hygiene ist kein Rückzug, sondern Mündigkeit. Sie beginnt dort, wo wir Aufmerksamkeit als politisches Gut begreifen. Technologien nutzen – nicht ihnen gehorchen. Wissen suchen – nicht akzeptieren, dass Algorithmen es vordefinieren. So wird digitale Selbstbestimmung zur Bürgerpflicht der Aufklärung im 21. Jahrhundert.

Schlussgedanke

Ich meide, was verdirbt – und nutze, was nützt. Vertrauen gilt dem Verstand, nicht dem Feed. Wenn Big Tech Grenzen braucht, dann nicht, weil wir Technik verwerfen, sondern weil wir sie zurück in menschliche Hände legen müssen.

Kommentar Jürgen E. Metzger 
Mittelstandsjournal