USA unter Trump:
Von der Kampf-Rhetorik zum Apparat – was Europas Mittelstand jetzt wissen muss
Mittelstandsjournal-Hintergrund
Einordnung:
Die USA bewegen sich unter Präsident Trump deutlich in Richtung illiberaler Exekutivdominanz. Noch ist das keine „totale“ Gleichschaltung – doch Rhetorik, Personal- und Notstandslogik greifen zunehmend ineinander. Für deutsche Mittelständler entstehen konkrete Rechts-, Lieferketten- und Reputationsrisiken.
1) Sprache als Politik: Dehumanisierung als Dauer-Motiv
Trump bezeichnete politische Gegner als „vermin“ und sagte über Migranten, sie „vergifteten das Blut“ des Landes – Formeln, die Historiker mit faschistischer Sprache verknüpfen. Solche Trigger-Begriffe sind keine Randbemerkungen, sondern ein Mobilisierungsinstrument, das harte Maßnahmen vorbereitet und normalisiert. :contentReference[oaicite:0]{index=0}
2) Der Hebel im Maschinenraum: „Project 2025“ & „Schedule F“
Project 2025 (Heritage-Netzwerk) skizziert einen tiefen Umbau der Exekutive – mit stärkerer politischer Kontrolle über Behörden und Personal. Auch wenn Trump öffentlich auf Distanz ging, ordnen Analysen das Programm als realen Referenzrahmen der neuen Administration ein. :contentReference[oaicite:1]{index=1}
Herzstück ist die Rückkehr zu „Schedule F“: Zehntausende Beamte könnten neu klassifiziert und leichter ausgetauscht werden – mit Risiken für Verwaltungskapazität, Rechtsstaatlichkeit und fachliche Unabhängigkeit. :contentReference[oaicite:2]{index=2}
3) Ausnahmezustands-Logik: Sicherheit als Dauerbegründung
Juristische Thinktanks warnen, dass der Insurrection Act (Einsatz von Militär im Inland) als Werkzeug gegen Proteste und für Migrationspolitik „mitgedacht“ wird. 2025 verdichteten sich Fälle und präsidiale Memoranden, die Grenzen zwischen Bundes- Militärkompetenzen und lokaler Polizeiarbeit austesten. :contentReference[oaicite:3]{index=3}
4) 2025er Realitätstest: Migrationspolitik und Gerichte
Die Zuspitzung zeigt sich auch an konkreten Entscheidungen: Der Supreme Court ließ im Oktober 2025 die Aufhebung eines Schutzstatus (TPS) für hunderttausende Venezolaner zu – ein Signal für eine härtere Linie mit direkten Unternehmens- und Arbeitsmarktfolgen (Recruiting, Compliance, Reputation). :contentReference[oaicite:4]{index=4}
Was heißt das für den deutschen Mittelstand?
- Rechtssicherheit: Häufigere, politisch motivierte Kurswechsel in der Exekutive (Dekrete, Weisungen) erhöhen die Planungsunsicherheit für US-Tochtergesellschaften und Lieferanten.
- Personal & Visa: Verschärfungen bei Migration/Asyl können Fachkräfte-Flows bremsen, interne Transfers verzögern und HR-Kosten erhöhen.
- Lieferketten & Handel: Höhere Volatilität durch Ad-hoc-Maßnahmen (Sanktionen, Exportkontrollen) – auch jenseits China. Contractual „change-in-law“-Klauseln prüfen.
- Compliance-Druck: Mehr Exekutivmacht = mehr Ermessensspielraum der Behörden. Saubere Dokumentation, interne Audits und Policy-Mapping (OFAC/Export/EPA/DoL) sind Pflicht.
- Reputation & Marke: Polarisierte Themen (Migration, Proteste) können schnell auf Marken einzahlen – „Corporate Stance“ vorher definieren, nicht im akuten Shitstorm.
Frühwarnsignale (Eskalationspfad)
- Breiter Einsatz des Insurrection Act gegen innenpolitische Proteste (über Objektschutz hinaus). :contentReference[oaicite:5]{index=5}
- Massive Re-Klassifizierung der Bundesverwaltung (Schedule F) mit schnellen Säuberungen in Schlüsselbehörden. :contentReference[oaicite:6]{index=6}
- Dauer-Notstandsrhetorik auch außerhalb Migration (Medien, NGOs, Universitäten) + flankierende Haushalts-/Rechtsakte.
- Plebiszitäre Inszenierungen mit binären Loyalitätsritualen (Call-and-Response) als politisches Standardformat.
Handlungsempfehlungen (90-Tage-Plan)
- Standort-Audit USA: Welche Genehmigungen, Aufsichten und Förderungen sind exekutivabhängig? Liste + Verantwortliche + Plan B.
- Verträge härten: Force-Majeure / Change-in-Law / Termination for Convenience nachziehen; Schiedsgerichtsklauseln prüfen.
- People-Ops: Visa-Roadmap (H-1B, L-1, Blue Card-Alternativen in EU), Notfall-Transfers, Remote-Optionen, Counsel an Bord.
- Compliance-Tuning: Exportkontrollen/Sanktionen (OFAC/EAR), Whistleblowing-Kanäle, dokumentierte Risikoabwägung bei strittigen Orders.
- Kommunikation: Vorbereitete Q&A und „Value-Statement“ für heikle Lagen; keine Ad-hoc-Positionierungen.
Klartext: Die USA fahren unter Trump Richtung autoritärer Staatsführung; die Wortwahl („poisoning the blood“) ist kein Ausrutscher, sondern Signalpolitik, die Härte normalisiert.
Parallel entsteht der Hebel zum Durchregieren: die Project-2025/„Schedule F“-Denke, die die politische Kontrolle über Behörden massiv ausweiten soll.
Für den Mittelstand heißt das: weniger Verlässlichkeit, mehr Willkür – wer jetzt nicht Verträge, Personalwege und Compliance härtet, zahlt morgen die Politikrisiko-Prämie
Redaktion Mittelstandsjournal