Gemeinschaftsdiagnose: Wachstum nur mit Reformen – was jetzt für den Mittelstand zählt

Die führenden Wirtschaftsinstitute erwarten für Deutschland eine allmähliche Erholung. Doch ohne spürbaren Bürokratieabbau, bessere Investitionsbedingungen und mehr Innovationsdynamik droht der Aufschwung zu versanden.

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Die Gemeinschaftsdiagnose setzt auf fiskalische Impulse – und warnt zugleich vor strukturellen Bremsklötzen.

 

Der Befund der Institute

Nach einem schwachen Auftakt erwarten die Institute in der Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2025 eine graduelle Belebung. Für 2026 nennen sie als Richtwert rund 1,3 % reales Wachstum, 2027 etwa 1,4 % – getragen durch eine expansive Finanzpolitik, höhere öffentliche Investitionen und nachlassende Inflation. Gleichzeitig betonen die Konjunkturforscher: Ohne Strukturreformen bleiben die Potenziale begrenzt.

Zitat des Tages:
„Staatsausgaben allein schaffen noch keinen nachhaltigen Aufschwung.“ – Prof. Dr. Ines Zenke, Präsidentin des Wirtschaftsforums der SPD

Das sagt das SPD-Wirtschaftsforum

Ines Zenke begrüßt die Rekordinvestitionen in Infrastruktur, Klimaschutz und Verteidigung als „notwendig und richtig“, mahnt jedoch eine Reformwende an: weniger Bürokratie, schnellere Verfahren, effizientere Verwaltung, klügere Arbeitsanreize und gezielte Innovationsförderung. Der Tenor: „Ermöglichen statt verhindern“ – insbesondere für mittelständische Investitionen und Skalierung.

Für KMU auf den Punkt – 5 Hebel mit schneller Wirkung

  • Genehmigungen beschleunigen: One-Stop-Shop & verbindliche Fristen für Bau, Energie, Digitalisierung.
  • Bürokratiekosten senken: Bagatellgrenzen, „Once-Only“-Prinzip, Pflichtprüfungen digital und verhältnismäßig.
  • Fachkräfte sichern: Weiterbildung steuerlich fördern, Einwanderungspfade entbürokratisieren, bessere Kinderbetreuung.
  • Innovation entfesseln: F&E-Zulage ausweiten, Testfelder (Regulatory Sandboxes) für KI und Industrie 4.0.
  • Investitionen hebeln: degressive AfA reaktivieren, Netze & Energieplanung koordinieren, Planungs- und Vergaberecht vereinfachen.

Politischer Kontext: Investitionen ja – aber „Ermöglichungsstaat“ nötig

Die von der Politik angeschobenen Sondermittel für Infrastruktur und Klimaschutz setzen wichtige Impulse. Entscheidend wird sein, ob der Staat vom Verwalten ins Ermöglichen kommt: digitale Verfahren, pragmatische Auslegung bei Nachweisen, mehr Personalkapazität in Schlüsselbehörden – und ein konsistenter Pfad bei Energie-, Industrie- und Digitalpolitik.

Checkliste für Entscheider:innen im Mittelstand

  • Investitionsfenster nutzen: Förderkulissen & Steueranreize 2025/26 prüfen und Projekte vorbereiten.
  • Prozess-Digitalisierung forcieren: E-Rechnungen, eVergabe, eAkte: jetzt Reifegrad erhöhen, um Fristen zu halten.
  • KI-Pilotierungen starten: Compliance-leichte Anwendungsfälle (Qualität, Service, Einkauf) als „Quick Wins“ auswählen.
  • Fachkräfte-Pipeline bauen: Up-/Reskilling mit regionalen Bildungsträgern und Jobcentern koppeln.
  • Finanzierung diversifizieren: Hausbank, Förderbank, Leasing, Beteiligung – Mix statt Monokultur.

Ausblick: Reformtakt auf der Wirtschaftskonferenz

Die Reformagenda steht am 8. Oktober 2025 in Berlin im Mittelpunkt der Wirtschaftskonferenz des SPD-Wirtschaftsforums – u. a. mit SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf, MdB, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche und Digitalminister Dr. Karsten Wildberger. Erwartet werden konkrete Vorschläge, wie Verwaltungseffizienz, Innovationsfähigkeit und Standortinvestitionen zügig gestärkt werden können.

Berlin, 26. September 2025 · Redaktion MJ