Kommentar · Appell
Europa braucht digitale Souveränität – jetzt!
Über 86 % der deutschen Unternehmen stärken aktuell ihre Datensicherheit mit Audits, Penetrationstests und Verschlüsselung. Das ist richtig – aber es genügt nicht. Solange Deutschlands Wirtschaft auf US-Clouds baut, bleiben wir abhängig von fremden Rechtsordnungen und politischen Entscheidungen. Es ist Zeit für einen Kurswechsel: digitale Souveränität durch europäische Cloud-Lösungen.
Warum „Mehr Sicherheit“ ohne Souveränität zu kurz greift
Individuelle Sicherheitsmaßnahmen sind notwendig – sie sind jedoch nur Pflaster auf einer strukturellen Wunde.
Wer Cloud-Abhängigkeit von den USA akzeptiert, akzeptiert auch Rechts- und Lieferabhängigkeiten, die sich der europäischen
Kontrolle entziehen. Datenschutz wird dann zur Schadensbegrenzung – nicht zur Standortstärke.
Was jetzt politisch und wirtschaftlich zu tun ist
- Europäische Cloud bevorzugen: Beschaffung in Bund, Ländern, Kommunen & KRITIS an EU-Clouds binden – wo nötig mit Übergangsfristen.
- DSGVO-Rechtssicherheit durchsetzen: Keine Sonderklauseln, die den europäischen Rechtsraum faktisch aushebeln.
- Schlüsseltechnologien in Europa entwickeln: Cloud, KI, Verschlüsselung und Identitäten als strategische Industriepolitik.
- Datenhoheit garantieren: Kundenseitige Verschlüsselung mit Schlüsselverwaltung in EU-Hand – keine unverschlüsselten Daten in die Cloud.
- Standards & Interoperabilität fördern: Vendor-Lock-ins durch offene Schnittstellen und Portabilität verhindern.
Was Unternehmen sofort umsetzen können
- Cloud-Roadmap „EU-first“: Neue Workloads primär auf europäische Anbieter ausrichten; bestehende Services schrittweise migrieren.
- Verschlüsselung vor Speicherung: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung & eigene Schlüsselverwaltung (KMS/HSM) im EU-Rechtsraum.
- Lieferketten prüfen: Sub-Processor-Ketten, Datenzugriffe und Supportpfade transparent machen – vertraglich absichern.
- Audits institutionalisieren: Pen-Tests/Security-Audits als Dauerprozess mit messbaren Verbesserungen und Exit-Strategien.