Digitale Souveränität
Warum deutsche Daten nichts in US-Clouds zu suchen haben
Ein Kommentar von Jürgen E. Metzger
Die Verlagerung sensibler Daten in sogenannte „sichere Cloudlösungen“ aus den USA ist kein Fortschritt – sie ist ein strategischer Fehler. Es gibt sichere Alternativen in Europa.
Wer glaubt, dass sich Datenschutz, digitale Souveränität und US-Konzernlogik miteinander vertragen, verkennt die Realität. Der US CLOUD Act zwingt amerikanische Anbieter zur Herausgabe von Daten weltweit – auch dann, wenn diese physisch in Frankfurt oder München gespeichert sind.
CLOUD Act: Der stille Sargnagel für europäischen Datenschutz
Der CLOUD Act ist ein Gesetz mit Sprengkraft: Es erlaubt US-Behörden, weltweit auf Daten von US-Firmen zuzugreifen – unabhängig davon, ob europäische Nutzer ihre Zustimmung geben oder nicht. Das bedeutet: Keine deutsche Behörde, kein Unternehmen, kein Krankenhaus kann garantieren, dass seine Daten vertraulich bleiben, wenn sie auf Servern von Microsoft, Google oder Amazon liegen.
Diese Gesetzgebung untergräbt die Grundpfeiler der DSGVO – ohne dass wir als europäische Nutzer irgendeine Handhabe hätten. Und dennoch bauen Behörden, Forschungseinrichtungen und mittelständische Unternehmen ihre gesamte digitale Infrastruktur auf diesen Plattformen auf. Das ist nicht nur naiv, es ist hochgradig riskant.
Big Tech: Monopolstrukturen statt partnerschaftlicher Technologie
Die großen US-Anbieter kontrollieren nicht nur Software, sondern zunehmend die Infrastruktur, in der Wissen und wirtschaftliche Prozesse gespeichert, ausgewertet und automatisiert werden. Wer die Cloud kontrolliert, kontrolliert die Wirtschaft – und genau das scheint das unausgesprochene Ziel von Microsoft, Amazon & Co zu sein.
Es gibt keinen Grund, warum deutsche Patientendaten, Betriebsgeheimnisse oder Finanzinformationen durch die Rechenzentren eines US-Konzerns laufen müssen. Die Vorstellung, man könne sich durch Vertragsklauseln oder Treuhänder gegen Eingriffe schützen, ist ein Trugschluss. Solange der CLOUD Act existiert, bleibt jeder Schutz löchrig wie ein Schweizer Käse.
Digitale Souveränität beginnt mit der Kontrolle über Daten
Deutsche Daten gehören in deutsche Infrastrukturen – betrieben von Anbietern, die ausschließlich europäischem Recht unterliegen. Nur so lässt sich ein Mindestmaß an Kontrolle und Vertrauen sicherstellen. Projekte wie GAIA-X oder europäische KI-Modelle wie Aleph Alpha verdienen nicht nur Aufmerksamkeit, sondern öffentliche Unterstützung und politischen Rückhalt.
Fazit: Vertrauen braucht Unabhängigkeit – nicht Ausreden
Europa hat sich zu lange auf die Bequemlichkeit der US-Technologie verlassen. Doch Bequemlichkeit ersetzt keine Sicherheit.
Wer heute kritische Prozesse in US-Clouds auslagert, handelt fahrlässig – im Zweifel sogar verantwortungslos.
Es braucht keine neuen Ethik-Leitlinien, sondern den Mut zur digitalen Selbstbestimmung. Denn: Wer seine Daten nicht kontrolliert, verliert am Ende mehr als nur die Hoheit – er verliert seine Zukunft.