Hintergrund | Das Milchpreis-Märchen:

Wenn der Handel absahnt und die Bauern leer ausgehen

ChatGPT-Image-Milchpreise.

1,49 Euro für einen Liter Markenmilch – so viel verlangt der Supermarkt aktuell. Noch vor anderthalb Jahren war es kaum ein Euro. Doch wer glaubt, das Geld fließe direkt zum Milchbauern, irrt gewaltig. Denn während Verbraucher kräftig mehr zahlen, bleiben die Erzeugerpreise im Keller. Willkommen im neuesten Kapitel deutscher Preisbeutelschneiderei – inszeniert vom Lebensmitteleinzelhandel.

Die Milchlüge in Zahlen

Verbraucherpreis: +40 bis 50 % in 18 Monaten
Bauernpreis: aktuell ca. 39 Cent pro Liter
Erzeugeranteil am Ladenpreis: unter 35 %

Während Verpackung, Energie und Logistik als Inflationsgrund herhalten müssen, sind es vor allem die Margen im Handel, die sich ausgeweitet haben. Zwischen Stall und Supermarkt bleibt kaum etwas hängen – außer für Molkerei und Kette.

Marktmacht schlägt Marktpreis

Die großen Handelsketten – Aldi, Edeka, Lidl & Co. – führen keine Preisverhandlungen, sie setzen Preise durch. Die Molkereien liefern, die Bauern liefern – oder sie fliegen raus. Vertragsbindungen und Dumpingpreise im Exportgeschäft machen es den Milchbauern nahezu unmöglich, kostendeckend zu wirtschaften.

Das Resultat: Über 60 % der Milchbauern haben seit 2000 aufgegeben. Und wer bleibt, wird zur Melkmaschine für andere – im Wortsinn.

Was tun? – Der Ausweg liegt im Regal

Wer fair kaufen will, hat keine leichte Aufgabe. Denn echte Transparenz fehlt oft im Kühlregal. Trotzdem gibt es Wege, wie Konsumenten – und auch der Mittelstand – dem System der Abzocke entkommen können:

  • „Faire Milch“-Initiativen unterstützen (z. B. Bioland, Demeter, Faire Milch)
  • Regionale Direktvermarkter bevorzugen (Milchtankstellen, Bauernläden)
  • Politische Forderungen an Verbraucherschutz und Kartellaufsicht

Und vielleicht hilft auch ein Gedanke: Wenn im Supermarkt Milch für 1,49 € steht, von denen der Bauer keine 40 Cent sieht, dann ist das kein Markt – das ist Ausbeutung mit Barcode.

Redaktion Mittelstandsjournal 5. August 2025
Wirtschaft & Verantwortung